distinguished from two grounds
Nicole Wermers & Leo Heinik
The title distinguished from two grounds stems from Jacques Derrida's essay Parergon (1979), in which he examines the relationship between works of art and their respective ‘accompanying works,’ the parerga. He cites picture frames as examples, but also colonnades that line temple architectures and the drapery of ancient sculptures, which are usually not only design elements but also fulfil a supporting function.
Parerga are structures that always refer to an Other; they nestle against it or hold it in place, complement or support it. Taken on its own, the parergon therefore necessarily remains incomplete. When our gaze shifts from the centre of attention to the edges, it appears as if the parerga stand out against two backgrounds a the same time. Behind the frame lies not only the painting, but also the wall. The colonnade leads not only into the temple, but also out of this constructed space into its surroundings.
Moments like this, in which a shift in perspective opens up a double ground between the concrete and the general, can also be found in many of the works in this exhibition. Be it as an architectural element, such as the Modiliogni, to which Christian Offman's series of sculptural spatial interventions Nepomuceno (questions comments) refers, or the dormers and canopies that Laura Klodt-Bußmann's sculptures made of metal and self-dyed silk are reminiscent of. Some works make use of places that are usually attributed to ornamental elements, such as Saicheng Chen's installation Morgen morgen, which scans both exhibition rooms like a decorative moulding. Janis Strobl's Ein-Mann-Bunker SSZ-Typ Kenn-Nummer RL 3-42/143 was created based on historical research into a parergon of the academy building, a one-man bunker from the Second World War that still stands in the garden today. And in a broader sense, these moments can also be found as regularly recurring flourishes in time, such as the motif of tidying up shortly before closing time, which Inaara Mariel projects back onto shop fronts closed for the night in her video installation Feierabend.
Der titelgebende Halbsatz distinguished from two grounds stammt aus Jacques Derridas Parergon-Aufsatz (1979), in dem er sich mit dem Verhältnis von Kunstwerken und ihren jeweiligen „Bei-Werken“, den Parerga, beschäftigt. Als Beispiele führt er Bilderrahmen an, aber auch Säulengänge, die Tempelarchitekturen säumen, und die Gewänder antiker Skulpturen, die in der Regel nicht nur Gestaltungselemente sind, sondern auch eine Stützfunktion erfüllen.
Parerga sind Strukturen, die sich immer auf ein Anderes beziehen, sie schmiegen sich daran an oder halten dagegen, sie ergänzen oder unterstützen es. Für sich genommen bleibt das Parergon deshalb notwendigerweise unvollständig. Wenn sich unser Blick dann vom Zentrum der Aufmerksamkeit löst und an die Ränder rückt, dann erscheint es so, als ob sich die Parerga gleich von zwei Hintergründen abheben. Hinter dem Rahmen liegt nicht nur das Bild, sondern auch die Wand. Der Säulengang führt nicht nur in den Tempel hinein, sondern auch aus dem gestalteten Raum heraus in seine Umgebung.
Solche Momente, in denen sich durch eine Blickverschiebung ein doppelter Boden zwischen dem Konkreten und Generellen auftut, finden sich auch in vielen der Arbeiten in dieser Ausstellung wieder. Sei es als architektonisches Element, wie die Modiliogni, auf die sich Christian Offmans Reihe skulpturaler Rauminterventionen Nepomuceno (questions comments) bezieht oder die Gauben und Vordächer, an die Laura Klodt-Bußmanns Skulpturen aus Metall und selbstgefärbter Seide erinnern. Einige Arbeiten machen von Orten Gebrauch, die für gewöhnlich ornamentalen Elementen zugeschrieben werden, wie Saicheng Chens Installation Morgen morgen, die wie eine Zierleiste beide Ausstellungsräume abtastet. Janis Strobls Ein-Mann-Bunker SSZ-Typ Kenn-Nummer RL 3-42/143 entstand aufbauend auf einer historischen Recherche zu einem Parergon des Akademiegebäudes, einem Ein-Mann-Bunker aus dem zweiten Weltkrieg, der noch heute im Akademiegarten steht. Und in einem erweiterten Verständnis lassen sich diese Momente auch als regelmäßig wiederkehrende Schnörkel in der Zeit finden, wie das Motiv des Aufräumens kurz vor Ladenschluss, das Inaara Mariel in ihrer Videoinstallation Feierabend zurück auf die nachtsüber geschlossenen Ladenflächen projiziert.
