Die grüne Wolke
The Last Man Alive
Wie würden die „Unterdrückten“ die Gesellschaft neu organisieren?
Würde eine anti-autoritäre soziale Struktur realisierbar, wenn die Entscheidungsgewalt in die Hände von Kindern, Tieren oder all jener überginge, die derzeit von Macht ausgeschlossen sind?
Ausgangspunkt der Ausstellung ist das Kinderbuch The Last Man Alive des schottischen Schriftstellers und Pädagogen A. S. Neill, das 1938 erschien und 1971 unter dem Titel Die grüne Wolke in Deutschland veröffentlicht wurde. Das Buch entstand im Rahmen einer kollektiven Schreibübung, die Neill gemeinsam mit seinen Schüler:innen durchführte, als ein Experiment demokratischer pädagogischer Praxis. Die dystopische Erzählung – geboren aus gemeinsamer Vorstellungskraft – skizziert eine Gesellschaft, die durch eine mysteriöse grüne Wolke auf versteinerte Menschen, verwilderte Tiere, anarchistische Gangster, einen Millionär, einen Lehrer und eine Gruppe von Schüler:innen reduziert ist – Protagonist:innen, die den Versuch unternehmen, eine neue, autonome Gesellschaftsordnung zu etablieren.
Die Ausstellung tritt nicht nur in einen Diskurs mit Die grüne Wolke, sondern übernimmt auch die spekulative Haltung der Autor*innen. Sie aktualisiert und verinnerlicht die zentralen Sorgen der damaligen Figuren, deren Spiegelungen heute – angesichts ökonomischer, politischer und ökologischer Bedrohungen – zu dringlichen Fragen geworden sind. Die innerhalb des Ausstellungsraumes geschaffene Pseudo-Dystopie konzentriert sich nicht auf Katastrophenszenarien, sondern sucht nach Möglichkeiten der Neugestaltung, nach neuen Rahmenbedingungen und nach Antworten, die von der jungen Generation kommen könnten.